Introducing Motion Bank

Introducing Motion Bank

& Tagung der Arbeitsgruppe Ausbildung

Die Veranstaltung Introducing Motion Bank (5. bis 7. November 2010) diente dazu, das Publikum über die Hintergründe des Projekts zu informieren und die beteiligten Forscher, Designer, Künstler und Pädagogen vorzustellen. Sie fand im Frankfurt Lab statt und umfasste Präsentationen, Gesprächsrunden und Workshops. Zum Auftakt am Freitagabend im Saal des Frankfurt LAB stellten sich William Forsythe, Christopher Roman, Norah Zuniga Shaw, Nik Haffner, Heiner Blum, Alva Noë und andere einer Vielzahl von Gästen vor und sprachen über ihre Beteiligung am Projekt.

William Forsythe, Foto: V. Raganuth

William Forsythe und Norah Zuniga Shaw berichteten über die Entwicklung von Synchronous Objects for One Flat Thing, reproduced (ihr gemeinsam erarbeitetes Pilotprojekt zu Motion Bank), außerdem über die dem Projekt zugrunde liegenden Fragestellungen wie: „In welcher Weise können wir dem Publikum das Sehen komplexer choreographischer Organisation vermitteln?“ Nik Haffner (der die CD-Rom Improvisation Technologies mit entwickelt hat) demonstrierte praktisch die Anwendung der von Synchronous Objects angebotenen Tools.

Norah Zuniga Shaw, Foto: V. Raganuth

Florian Jenett, Koordinator für Partituren in Frankfurt, umriss kurz den für die Arbeit mit Gastchoreographen vorgesehenen Prozess. Darüber hinaus bekundete er sein Interesse an der Frage, wie die Tanz-Daten an sich das Denken über den aufgezeichneten Tanz erweitern können. Der Philosoph & assoziierte Motion Bank-Forscher Alva Noë schloss den Abend mit einigen Worten darüber, inwiefern sich durch die Erstellung, das Studium und die Nutzung von Partituren nicht nur unser Verständnis von Tanz, sondern auch das des menschlichen Bewusstseins fördern lässt. Außerdem stellte Alva Noë die Motion Bank begleitenden interdisziplinären Dance Engaging Science Workshops vor.

Florian Jenett, Foto: V. Raganuth

Es gehört zu den Forschungszielen von Motion Bank, Ressourcen, die bei der Erstellung der Online-Partituren entstehen, auch im Rahmen der Lehre zu nutzen. Am Samstagnachmittag fand unter dem Titel „Choreographie lehren“ ein Podiumsgespräch über die Frage statt, inwiefern choreographische Ideen bereits in die Tanzausbildung integriert sind. An der von Christopher Roman moderierten Gesprächsrunde beteiligt waren Dieter Heitkamp, Gerald Siegmund, Kurt Koegel, José Biondi, Andrea Tallis, Nora Kimball, Nobert Pape, Nina Vallon, Kristina Veit, Norah Zuniga Shaw und Nik Haffner. Am Samstagvormittag kamen die Mitglieder der Internationalen Arbeitsgruppe Ausbildung zusammen, um sich zwanglos über ihre Interessen und Erwartungen zu verständigen.

 Norah Zuniga Shaw & Christopher Roman, Foto: V. Raganuth

Am Samstagabend präsentierte David Kern die von ihm entwickelte Software Piecemaker, gefolgt von einem Gespräch mit William Forsythe sowie den PhilosophInnen Erin Manning und Brian Massumi, die gerade bei Motion Bank zu Gast waren. Massumi eröffnete das Gespräch mit einer Stellungnahme zu der Spannung, die sich zwangsläufig beim Versuch der Archivierung von Bewegung ergibt, noch einmal verkompliziert durch den ‚doppelt flüchtigen‘ Aspekt der Choreographie, da Bewegung hier in den Prozess des Hervorbringens weiterer Bewegung umschlägt.

David Kern, William Forsythe, Erin Manning & Brian Massumi, Foto: V. Raganuth

Video Impression: David Kern präsentiert die Software Piecemaker, deren Entwicklung er als Forschungsprojekt initiiert hat. Sie dient der Organisation und dem Wiederaufruf von Material, das von der Forsythe Company im Probenstudio erstellt wird.

Video: Anna Berger

Video Impression: Brian Massumi beschreibt, inwiefern das Sehen von Bewegung durch technische Mittel profitieren könnte …

Video: Anna Berger

Dass interdisziplinäre Arbeit im Zentrum steht, wenn Motion Bank die Frage nach dem Wesen choreographischer Praxis stellt, zeigt sich nicht nur in der Zusammenarbeit von Choreographen und Mediendesignern, sondern auch in der Beschäftigung mit anderen Disziplinen. Am Sonntag boten Alva Noë und Nicole Peisl, Mitglied der Forsythe Company, einen vierstündigen praktischen Workshop zur Untersuchung der Verbindungen zwischen Tanz, Partituren und Philosophie an. Im Anschluss daran hielt Alva Noë am Sonntagabend als letzte Veranstaltung einen kurzen Vortrag anlässlich der deutschsprachigen Veröffentlichung seines Buchs „Du bist nicht dein Gehirn“, wobei erneut die Frage im Mittelpunkt stand, inwiefern Partituren wie Synchronous Objects als Modelle von Tanz zum Verständnis des menschlichen Bewusstseins beitragen können.

Workshop mit Alva Noë & Nicole Peisl. Foto: V. Raganuth