Jonathan Burrows & Matteo Fargion Score Production Sessions

Jonathan Burrows & Matteo Fargion

Score Production Sessions

Im Anschluss an den Beta-Release der Online-Partitur zu Deborah Hays Using the Sky beim Tanzkongress im Juni 2013, setzten Florian Jenett & Amin Weber die Arbeit am Material von Jonathan und Matteo fort. Svenja Kahn (Fraunhofer Institut) arbeitete zeitgleich an einer Lösung, Bewegungsmuster automatisch der Kinect-Aufnahmen entdecken und markieren zu können (Wissenschaftliche Veröffentlichung des Teams des Fraunhofer Instituts, dass dieses Vorgehen näher erläutert).

Matteo Fargion, Jonathan Burrows und Kinect-Kameras. Foto: Motion Bank

Wie im Bericht zu den abschließenden Aufzeichnungen erläutert wurde, war das Markieren der Bewegungen der beiden mithilfe von Piecemaker zu zeitaufwendig (Die Videoaufnahme vom Both Sitting Duet - Armschwünge - wurde manuell mit Piecemaker makiert). Eine teilweise computerbasierte Lösung unter Nutzung der Kinect-Daten war vielversprechender. Zusätzlich zu der Arbeit ein den Kinect-Daten, untersuchte das Team erneut die Interviews aus frühreren Arbeitstreffen (research sessions), im Besonderen des Meetings im Oktober 2011. Grundlegende Muster, die Jonathan und Matteo beschreiben (z.B. 7, 6, 14, 14, 7 von  John Cages 'Lecture on Nothing') wurden untersucht, um zu sehen ob sich neue Permutationen ergeben würden. Beschriebene Referenzen oder 'Resonanzen' wurden recherchiert, z.B. die Handgesten des Qawwali Sängers Nusrat Fateh Ali Khan.

Empfohlen wird der Vollbildmodus, um die Beziehungen zwischen Markierung und Bewegung besser nachvollziehnen zu können. Video: Motion Bank

Ende Juni entwickelten Florian, Amin und Mathias Bär eine Zusammanfassung der zentralen Konzepte in Jonathan und Matteos Arbeit. Dies beinhaltete Prinzipien (Seite 26 in Jonathans Both Sitting Duet score book), Muster, Referenzen, ihre unterschiedlichen Biografien und Hintergründe und lange praktische Erfahrung. Das alles wurde innerhalb des Workspace (zur Zeit nicht öffentlich) und in E-Mail-Korrespondenzen mit Jonathan und Matteo diskutiert. Mehrere Überschneidungspunkte mit der Arbeitsweise von Deborah Hay (z.B. principles & practice) wurden ebenfalls genauer besprochen. Dennoch war die Erforschung der Muster in Jonathan und Matteos Duetten nicht so aufschlussreich, wie die 'Sucher nach Mustern' oder Regelmäßigkeiten im Material Deborah Hays (dazu die Dokumentation).

Convex Hulls. Visualisierung der Solo-Adaptionen von Deborah Hays Partitur 'No Time to Fly'. Screenshot: Florian Jenett

 

Während eines E-Mail Austausches im Juli wolte Florian mehr Klarheit über die Muster A-B-B-A bekommen, die Jonathan im Oktober 2011 während der Session in Brüssel erklärt hatte (siehe das Video dazu, das im Partitur-Set unter Patterns & Pulse zu finden ist). Jonathan schrieb zurück "ABBA und BAAB sind Permutationen von Armschwüngen die in fast allen Speaking Dance Armschwüngen vorkommen. Doch meistens sind sie irgendwo eingefügt oder leiten in weitere Muster über (...), so dass ich eigentlich selbst nicht genau sagen kann, wo sie sind."

"This is a pattern called A-B-B-A" (Patterns & Pulse. Seven Duets On-Line Score). Video: Motion Bank

Zwei Produktionstreffen fanden am 23. - 24. Juli und 13. - 14. September 2013 in London statt, zu welchen auch Nik Haffner und Scott deLahunta anwesend waren. Am ersten Tag, das ersten Treffens in den Siobhan Davies Studios, stellte das Team Analysen und Visualiserungen verschiedener Muster in Jonathan und Matteos Arbeit vor. Florian erläuterte außerdem einige Ideen für kleine interaktive Systeme oder Spiele, die es ermöglichen sollen Rhythmik der Muster zu entdecken und von den Rhythmen zu divergieren.

Showing looping character of the 1-2-3 pattern. Screenshot: Florian Jenett

Am folgenden Tag präsentierte Jonathan "Rebelling Against Limit" ein 'Lecture Concert' dessen Textbasis für Tanzkongress 2013 vorbereitet wurde. Dieser Text exploriert die Brauch- oder Unbrauchbarkeit der Strukturen und Partituren, die sie in ihrer Arbeit nutzen (Kritik eines 'Lecture Concerts', Sadler's Wells, 15. January 2013.) Die folgende breit-gefächerte Diskussion kreiste um das Thema: Wo und zu welchen Bedingungen kollabieren Strukturen -- und wie ließe sich das mit dem verbinden, was die Motion Bank Website anbietet. 

 Peter Rapp drawing for Rebelling Against Limit. © Peter Rapp

Das Treffen im Juli endete mit der Erkenntnis des Score-Teams, dass 'Exkursionen in die Welt der Muster' sich einfacher dargestellt hatte. Also ging das Team direkt zum nächsten Schritt über und suchte nach etwas, das man mit den Mustern verbinden konnte. Die Idee entstand mit  digitalen Performern aufzutreten, die die Muster 'darstellen' könnten, ohne die Aufmerksamkeit auf die Muster zu lenken. Das Resultat war die Entwicklung einer Reihe von Enwürfen möglicher "Mustergenerstor" -- und 'Performer', die diese Muster ausdrücken können.

A first 'performer' sketch titled PONGBOT 2. Animation: Amin Weber

Für das Treffen am 13. September in Artsadmin Studios in London, wurde Jonathan und Matteo ein 'Paket' mit Performer und Generatoren zur Sichtung geschickt. Am Morgen diskutierte man die Möglichkeiten dieser Idee und wie sich das Ganze mit Musik verbinden ließe. Nachmittags wurdn beide getrennt interviewt, wobei beide dieselben 10 Fragen gestellt bekommen haben. (Liste der Fragen).

Eines der ursprünglichen Ziel, die beim ersten Arbeitstreffen in Brüssel im Juli 2011 entwickelt wurden war es "den richtigen Ton zu finden, beispielsweise handgemacht und menschlich". Mit wenigen Monaten vor Abschluss der Arbeit an der Online-Partitur für Jonathan and Matteo, waren noch einige dieser älteren Ideen Teil des Projekts (dazu: Nik Haffners Originaldokument).

'Generator' (background) and 'Performer' (foreground). Screenshot: Seven Duets On-Line Score