Jonathan Burrows & Matteo Fargion Research Sessions

Jonathan Burrows & Matteo Fargion

Arbeitstreffen Forschung

Im Juli 2011 trafen Jonathan Burrows und Matteo Fargion in Brüssel mit dem in den Bereichen Tanz und digitale Medien erfahrenen Nik Haffner zusammen, um ein Konzept für ihr gemeinsames Partiturprojekt im Rahmen von Motion Bank zu entwickeln. (Als Beispiel für Haffners Forschungsarbeit siehe Timelapses Project). Aus diesem Treffen ging der Gedanke hervor, das Element des linearen Kontrapunkts zu untersuchen, das die Beteiligten dort interessiert, „wo etwas, das geschehen ist, das beeinflusst, was später geschieht, und umgekehrt“. Zu Testzwecken zeichneten sie 21 Materialfragmente aus den sechs Duetten auf, die Jonathan Burrows und Matteo Fargion seit 2002 gemeinsam erarbeitet haben.

Hier eine zufällige Auswahl von Gedanken, die während des Treffens von Haffner festgehalten wurden:

– Die Struktur der Online-Partitur – ein Kontrapunkt in sich.

– Den richtigen Ton finden (zum Beispiel handgemacht und nach menschlichem Maß).

– Der Nutzer hat im Anschluss nicht das Gefühl, etwas gelernt, sondern eher ein Potenzial erfahren zu haben.

– Die Vorstellung von hundert Seiten (die in ihrer chronologischen Ordnung den Kontrapunkt offenlegen).

Hier Haffners Originaldokument.

Foto: Amin Weber

Auf das Treffen im Juli folgte im Oktober 2011 ein erstes Zusammentreffen mit den Motion Bank-Digitalkünstlern Florian Jenett und Amin Weber. Hier wurden weitere Kontrapunktextrakte und Kommentare aufgenommen sowie Partituren & Notizbücher fotografiert. Daraus entwickelte man ein Konzept für Datenaufzeichnungen im Frankfurt LAB mithilfe der digitalen Video- (2D sowie 3D) und Audioanlagen, die im Jahr zuvor auch Deborah Hays Material aufgezeichnet hatten. Ein von Jenett Anfang 2012 erstellter TechRider bietet Einblick in die praktischen Aspekte dieses Set-ups.

Jonathan & Matteo beim Aufzeichnen von Fragmenten. Foto: Amin Weber

Bei diesem zweiten Treffen wurde häufig über die Muster gesprochen, die Jonathan und Matteo in ihrer Arbeit verwenden. So erklärte Jonathan zum Beispiel die aus drei Teilen bestehende Schleife – er spiele mit ihr „seit vierzehn Jahren – sie ist in jedem Stück, das ich mache“. Als weiteres wichtiges Thema erwies sich das der zahllosen „verborgenen Einflüsse“, die sie in ihrem Werk bedenken und herstellen (siehe Show and Tell auf YouTube). Außerdem wurde über den Gedanken gesprochen, etwas in etwas anderes zu übersetzen (zum Beispiel die Partitur in die Aufführung), und über die Frage: Wie würde Sitting Duet aussehen, wenn es NOCH komplexer wäre?

Partituren & Notizbücher fotografiert

Ein drittes Treffen zur Vorbereitung der Testaufzeichnungen (vom 16.-18. Mai 2012) fand im April 2012 in Brüssel statt. Weil man beim Aufzeichnen von Daten für digitale Partituren die Möglichkeiten der Computeranalyse und der digitalen Nachbearbeitung nutzt, musste das Set-up für die Aufzeichnung in Hinsicht auf das optimiert werden, „was der Computer sehen kann“ – im Unterschied zum menschlichen Auge. Das erforderte ungewöhnliche Anpassungen von Sound, Licht und räumlichen Abständen (so mussten Burrows und Fargion zum Beispiel weiter voneinander weg sitzen als sonst während der Aufführungen). Die neue Arbeit One Flute Note (2012) kam ebenfalls auf die Liste der aufzuzeichnenden Duette.

Im Laufe der Treffen wurden weitere Gedanken bestätigt, verfeinert oder verworfen, und neue Gedanken kamen auf. Hier nur zwei von Nik Haffners Notizen nach dem dritten Zusammentreffen:

– „Website Beat“ (dieselbe Geschwindigkeit in unterschiedlichen Stücken … könnten verbunden/in Beziehung gesetzt werden …)

– Die Muster erkennen, aber auch die Abweichung erkennen.

Hier Haffners Originaldokument.

Jonathan Burrows bei der Vorbereitung für das Aufzeichnen von Fragmenten. Foto: Amin Weber