Choreographic Coding Lab: Motion Bank Report

Choreographic Coding Lab:

Motion Bank Report

Creative Coding bezieht sich auf die wachsende Zahl von Digitalkünstlern, deren Medium die Sprache des Codes ist. Die Praxis des Creative Coding ist maßgeblich an der gemeinschaftlichen Entwicklung digitaler Online-Partituren mit Gastchoreographen für Motion Bank beteiligt. Dass Digitalkünstler unter dem Einfluss der im Rahmen von Motion Bank geleisteten Forschung selbst choreographisch arbeiten, entwickelt sich zu einem neuen Ziel des Projekts.

Am 16. Februar 2013 fand im Rahmen von Motion Bank – während des dritten NODE - Forum for Digital Arts in Frankfurt – ein erster Workshop unter dem Titel visualising dance data statt. Das (in Zusammenarbeit mit NODE organisierte) nachfolgende Choreographic Coding Lab war zur Weiterentwicklung dieser Verbindung konzipiert. Die ursprüngliche Ankündigung erklärt das Konzept des Labs und enthält Links zu einigen der beteiligten Künstler.

Deborah Hay, „Weather System“-Muster. Screenshot: Florian Jenett

Am 25. November 2013 kamen die folgenden fünfundzwanzig Künstler aus Europa, Großbritannien und den USA nach Frankfurt, um mit dem Lab zu beginnen: Emanuel Andel, Marvin Bratke, David Brüll, Rodrigo Carvalho, Gyorgyi Galik, Rita Gobi, Alexander Graf, Alexander Grasser, Johannes Helberger, Raphael Hillebrand, Sebastian Huber, Cedric Kiefer, Anton Koch, Jannis Kilian Kreft, Zach Lieberman, Christian Loclair, Andreas Müller, Gabor Papp, Antoni Rayzhekov, Marko Ritter, Felipe Sanchez, Sara De Santis, Gabriel Shalom, Johannes Timpernagel sowie Steven Wong.

Einrichtung am ersten Tag. Im Vordergrund Andreas Müller & Rodrigo Carvalho, Bildschirme einsehbar. Sara de Santis beim Stretchen. Foto: Jessica Schäfer

Neben Creative Coding war innerhalb der Gruppe ein breites Spektrum an künstlerischem Hintergrund vertreten, wie etwa Bildende Kunst, Medienkunst, Film, Musik, Architektur und Choreographie. Bemerkenswert war, dass viele der beteiligten Künstler eigene Software-Tools für ihre Kunst erstellen. Nach einer anfänglichen Orientierungsphase begann die Gruppe mit der Arbeit zu unterschiedlichen Themen, wie etwa dem der choreographischen Sprache des Codes, der choreographischen Videokomposition, der gemeinschaftlichen Tanzanalyse. Jeanne Vogt hat das Lab koordiniert und eine Dokumentation dieses Prozesses gepostet.

Jeanne Vogt spricht vor Teilnehmern, die ihre Arbeit vorstellen. Im Hintergrund Andreas Müller und Johannes Helberger. Foto: Jessica Schäfer

Das Lab fand parallel zu Live & OnLine 2013 (LOL) statt, der Abschlussveranstaltung der ersten Phase von Motion Bank, und war nachmittags für deren Besucher zugänglich. Am Freitagnachmittag organisierte das Lab eine offiziellere Präsentation der Ergebnisse seiner Arbeitswoche. Die Qualität und Vielzahl dieser Ergebnisse war eindrucksvoll. Einige Teilnehmer arbeiteten mit bereits bestehenden Motion Bank-Daten (wie Rodrigo Carvalho hier dokumentiert hat), während Andreas Müller das Tracking-System verfeinerte, mit dem Deborah Hays Tänzerinnen erfasst worden waren.

Gabor Papp und Gyorgyi Galik bei der Präsentation. Foto: Jessica Schäfer

Zach Lieberman aktualisierte ein älteres Projekt mit Namen Rotosketch, „ein intuitives Tool zum Skizzieren, Kritzeln und Annotieren auf Video“, das er zwischen 2004 und 2006 mit Scott deLahunta (Studio Video) für iOS entwickelt hatte. Marvin Bratke, Alexander Grasser und Steven Wong erkundeten Ideen für eine ‚digitale Bewegungsskulptur‘ mit von Sara de Santis erfassten Daten (siehe Dokumentation), und Gabriel Shalom begann, mit dem Compositing von Choreographievideos zu experimentieren (siehe DoKumentation).

Zach Lieberman demonstriert Rotosketch/IOS. Foto: Jessica Schäfer

Ein Motion Bank Hackpad mit einigen Screenshots wurde eingerichtet. Johannes Helberger, Raphael Hillebrand, Antoni Rayzhekov, Marko Ritter, Felipe Sanchez und Johannes Timpernagel arbeiteten mit Echtzeitsystemen für das Tracking bestimmter Qualitäten im Tanz. Diese Gruppe machte rapide Fortschritte in Hinsicht auf das komplexe Problem der Aufzeichnung von Bewegung und der Nutzung des Computers für die zuverlässige Evaluation von Qualitäten der Bewegung. Ihre Lösung war nicht nur kreativ und klug, sie nutzt darüber hinaus preiswerte Capture-Systeme und Open Source-Software.

Die zweite Phase von Motion Bank wird an den Erfolg dieses Labs anknüpfen; weitere Labs sind in Planung.

Christian Loclair & Raphael Hillebrand (im Flug) arbeiteten gemeinsam an einem Kommunikations-Tool für Choreographen. Foto: Jessica Schäfer